Seit Anfang Februar wird der Radweg entlang der L 371 im Bereich Kreuzung Steeg bis Einmündung Gladbacher Straße saniert. „Aus Arbeitssicherheits- und Arbeitsschutzgründen sowie zur Einhaltung von Rettungszeiten ist auch während dieser Baumaßnahme eine halbseitige Sperrung der Straße erforderlich. Eine großräumige Umleitung für den motorisierten Verkehr sowie für den Rad- und Fußverkehr wird entsprechend eingerichtet.“ So liest man in der Bekanntmachung der Gemeinde.
Aktuell ist der Fuß-und Fahrradweg weder entlang der Rickelrather Straße noch entlang der Gladbacher Straße/Steeg nutzbar, auf der gegenüberliegende Straßenseite gibt es keine Wege. Die Bushaltestelle in Richtung Waldniel ist verlegt an die Einfahrt zu einem Autohändler – es gibt an der Kreuzung aber keinen Überweg und keine Ampel für Fußgänger, auf Höhe der Kreuzung muss die Straße also „wild“ überquert werden. Um bis dorthin zu gelangen, bleibt nur der Weg mitten durch die Baustelle, über die Straße, oder entlang der unbefestigten Seite neben dem Autoverkehr. Das ist insgesamt für Fahrradfahrer*innen, Fußgänger*innen und Nutzer*innen des ÖPNV eine sehr unbefriedigende und auch unter Umständen gefährliche Situation.
Warum nun sind Frauen in besonderem Maße davon betroffen?
Unsere Frauenpolitische Sprecherin, Susanne Kujawski, gibt eine Antwort auf diese Frage:
„Frauen machen statistisch 70 % der ÖPNV-Nutzer*innen aus, also die klare Mehrheit. Auch gehen sie statistisch mehr Wege zu Fuß und fahren am Niederrhein auch sicherlich häufiger mit dem Rad, um von A nach B zu gelangen, da es in Haushalten mit einem Auto immer noch häufig so geregelt ist, dass der Mann das Auto für den Weg zur Arbeit nutzt.
Auch Schulkinder aus dem Wohngebiet Waldnieler Heide, die häufig mit dem ÖPNV bis Waldniel zur Schule gelangen, oder oft mit dem Rad auf sicheren Wegen zur Schule fahren, haben aktuell Probleme. Daher werden sie nun vom „Elterntaxi“ zur Schule gebracht werden müssen, da es momentan einfach keinen wirklich verkehrssicheren Schulweg aus dem Wohngebiet heraus gibt und die Bushaltestelle ebenfalls nicht verkehrssicher erreicht werden kann. Das bedeutet für die Eltern – und hier auch statistisch zu einem deutlich höheren Anteil für die Mütter – einen zusätzlichen Aufwand im Rahmen der grundsätzlich anfallenden Care-Arbeit.
Es ist sehr schade, dass die Verkehrsregelungen während der Bauphase nur für die motorisierten Verkehrsteilnehmer*innen mitgedacht wurden, die für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen aber leider nicht.“
Und so wird aus einer einfachen Baustelle auch ein frauenpolitisches Problem, das deutlich zeigt: Gleichberechtigung ist noch längst nicht überall im Fokus und sollte viel öfter bei allen Entscheidungen mitgedacht und bedacht werden.