Grüner Montag: Positive Stimmung in Sachen MVZ

Die interkommunale Übernahme des MVZ ist beschlossene Sache und wir hatten zu einem Infoabend eingeladen: Alles zum Wieso, Weshalb, Warum war angekündigt worden und wir können mit Fug und Recht behaupten: Dieser Grüne Montag hat gehalten, was das Plakat versprochen hatte.

Das Interesse war groß, viele Bürgerinnen und Bürger waren an diesem Weltgesundheitstag (!) ins evangelische Gemeindezentrum gekommen. Dr. Thomas Nieberding berichtete so informativ wie kurzweilig über den gesamten Prozess von der ersten Idee bis zum gemeinsamen Ratsbeschluss der beiden Gemeinderäte.

Wer sich bei seinem Vortrag im Saal umsah, sah immer wieder Kopfnicken und zustimmende Gesichter.

„Wir wollen in ein anderes Miteinander wechseln.“

Dieses Zitat aus seinem Vortrag beschreibt den Grundgedanken, der über allen Überlegungen steht. Die zugrundeliegenden Fakten sind bekannt:

Hausärzte auf dem Land werden rar, es gibt immer weniger Praxen, medizinisches Fachpersonal wie MFA ist auch schwer zu finden (Stichwort: Fachkräftemangel) und parallel werden immer mehr Menschen immer älter und die sozialen Lasten immer größer. Der Gesundheits“markt“ verändert sich zunehmend. Hausärzte und -ärztinnen werden ihre Praxen nicht mehr los, wenn sie in den Ruhestand gehen wollen, immer mehr Großpraxen entstehen und werden zu Renditeobjekten für Investoren. Gleichzeitig werden Therapien immer komplexer und die medizinische Differenzierung nimmt zu. Eine gute Vernetzung aller Beteiligten untereinander wird immer wichtiger. Dr. Nieberding stellte überzeugend dar, was auf die Menschen zukäme, wenn ein Investor ohne jede lokale Bindung das MVZ übernähme. Es ginge dann nur noch um Gewinnmaximierung, nicht mehr um das Gemeinwohl und man hätte keinerlei Einfluss mehr auf die Entscheidungen.

Ein kommunales MVZ aber kann Einfluss nehmen. Die Entscheidung stünde für

  • ein gedeihliches Miteinander ALLER Ärzte und Ärztinnen am Ort.
  • partnerschaftlichen Umgang aller Akteure
  • Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung
  • gemeinschaftliche Verantwortung

Die Entscheidung, das MVZ Schwalm-Nette zu übernehmen, sei mutig, aber auch richtig und vorausschauend. Eine solche Gelegenheit käme nicht wieder, denn die Alternative wäre eine Übernahme durch einen schwedischen Investor mit dem Schwerpunkt Telemedizin, der schon bereit stand. Keine besonders guten Aussichten für die Region. Das MVZ Schwalm-Nette wurde zudem gefördert im Rahmen des PORT-Programms der Bertelsmann-Stiftung. PORT steht für „Patientenorientiertes Zentrum zur Primär- und Langzeitversorgung“ und beinhaltet genau das, was die gute medizinische und soziale Betreuung der Zukunft ausmacht.

Ein Leuchtturm-Projekt

Die Übernahme durch die beiden Kommunen ist ein Leuchtturm-Projekt. Es gibt aktuell bereits einige kommunale MVZ in NRW, aber noch keine INTERkommunale Lösung. Das Gesundheitsministerium und auch die Kassenärztliche Vereinigung stehen dieser Entscheidung positiv gegenüber.

Eine der Fragen: Wie soll das denn gehen? In der Verwaltung hat doch niemand Ahnung von Medizin und davon, wie man ein MVZ verwaltet.

Die Gemeinden gründen eine GmbH oder vielleicht besser noch eine gGmbh, also eine gemeinnützige Gesellschaft. Und innerhalb dieses Unternehmens gibt es dann eine medizinische Leitung, also einen Arzt oder eine Ärztin, der oder die für medizinische Unabhängigkeit und Qualtität sorgt und eine kaufmännische Leitung, die die betriebswirtschaftliche Seite im Blick behält.

Die Zukunft mit interkommunalem MVZ, die Dr. Nieberding beschrieb, macht zuversichtlich:

Strukturen werden gesichert, es gehen keine Arztsitze mehr verloren (wie unlängst geschehen mit dem Kinderarzt-Sitz in Waldniel), das entstehende Netzwerk schafft optimale Bedingungen für die Menschen und stellt die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt.

Dieses Fazit von Dr. Thomas Nieberding teilte auch unser Landratskandidat Jens-Christian Winkler, der die Brüggener Sicht einbrachte und über die Gegebenheiten in Brüggen berichtete.

„Gesunde Anfänge, hoffnungsvolle Zukunft“

Jens-Christian Winkler war aufgefallen, dass der Termin für unseren Grünen Montag ein passender war, denn am 7. April, dem Gründungsdatum der WHO findet jährlich der Weltgesundheitstag statt. Und gesunde Anfänge, hoffnungsvolle Zukunft war das Motto des diesjährigen Weltgesundheitstages. Ein Motto, das perfekt passt zum Leuchtturmprojekt: Interkommunales MVZ.  Er stellte heraus, dass die Ausgangslagen in Brüggen und Schwalmtal zwar unterschiedlich waren, dass es aber dennoch sehr richtig ist, gemeinsam die medizinische Versorgung der beiden Gemeinden langfristig sicherzustellen und Potenziale für die Zukunft zu schaffen. Wir können das nur bekräftigen, es ist ein erneuter Beleg dafür, dass man miteinander mehr erreichen kann. Das interkommunale MVZ ist ein Projekt, entstanden durch eine Zusammenarbeit über alle Partei- und Gemeindegrenzen hinweg – im Interesse der Menschen und einer sicheren Versorgung in Zukunft.
Der Landratskandidat berichtete, dass man in Brüggen vor allem auch betriebswirtschaftliche Sorgen hatte und sich fragte, ob man die Kommunen denn nicht zu sehr belasten würde. Doch auf der einen Seite machen die soliden Zahlen des MVZ Schwalm-Nette Hoffnung und auf der anderen Seite steht über allem diese Haltung:

„Wir tun es für die Menschen. Die Chancen sind wichtiger als die Risiken.“

Das Publikum dankte beiden Rednern nicht nur mit kräftigem Applaus, sondern auch explizit mit tollem Feedback:
„Vielen Dank für die Inspirationen und das innovative und humanistische Denken.“
„Der Ansatz für die künftige medizinische Versorgung trifft einen Nerv und sprach mir aus der Seele.“

v.l.n.r.: OV-Sprecher Paul Lentzen, Thomas Nieberding und Jens-Christian Winkler und grüne Gäste aus Willich: Heike Senge und rechts die grüne BM-Kandidatin Claudia Poetsch. Sie waren gekommen, um sich über unser Projekt zu informieren. Noch sei in Willich die Situation nicht akut, aber man wolle mit Know how für die Zukunft gerüstet sein. Grüne eben. Lösungen vorher denken, nicht erst, wenn Probleme da sind.

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