Hätten wir beim Grünen Montag bei Wassenberg Antragsformulare für die Mitgliedschaft in einer Schwalmtaler Bürgerenergiegenossenschaft verteilt, hätte diese noch zu gründende Energiegenossenschaft ihre ersten Mitglieder verzeichnen können. Das Interesse am Thema war groß – etwa 50 Personen konnte Jürgen Heinen begrüßen. Sie alle waren gekommen, um unsere Expertenvorträge zu hören. Und die hatten es in sich.
Klimawandel – die größte Bedrohung unserer Zeit
Andreas Hermanns führte eindrucksvoll ins Thema ein. Wie dringend notwendig der Umstieg auf Erneuerbare Energien ist, muss er kaum mehr erklären, es reichte, uns einige Screenshots mit Schlagzeilen der letzten Zeit zu zeigen:
- „April so warm wie nie seit Messbeginn.“
- „Klimawandel – die größte Sicherheitsbedrohung unserer Zeit.“
- „Waldbrandsaison war 2023 eine der schlimmsten in der EU“
Wenn auch allen klar war, dass wir allein in Schwalmtal die Katastrophe nicht aufhalten können, so waren die Zahlen zur PV in Schwalmtal, die Andreas Hermanns uns präsentierte, doch ermutigend:
- 09.2022: 10.400 kWp bei 600 Anlagen
- 03.2023: 10.900 kWp bei 680 Anlagen
- 05.2024: 16.100 kWp bei 1250 Anlagen
Der Trend ist deutlich: Unsere Bürgerinnen und Bürger setzen zunehmend auf die Erneuerbaren.
Flatten the curve!
Wie dringend notwendig die Transformation ist und wie herausfordernd der Klimawandel, zeigte dann der Klimamanager der Gemeinde, Dr. Michael Buijzen in seinem eindrucksvollen Impulsvortrag „Energiemärkte im dynamischen Wandel“ auf. Die globale Erwärmung ist nicht mehr aufzuhalten, das ursprüngliche Ziel, sie auf 1,5 Grad zu beschränken, ist nicht mehr zu schaffen. Unsere aktuellen Rahmenbedingungen und alle Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus, selbst wenn sie weltweit gelten und eingehalten würden, wären wir bei 2,7 Grad. Erwartet wird von der Wissenschaft sogar eine Erwärmung von 4,8 Grad.
Der deutsche Kraftwerkspark verändere sich bereits deutlich. Das gesetzlich festgelegte Ausbauziel der Erneuerbaren Energien erscheint in Reichweite. Damit es realisiert werden kann, muss der Ausbau aber kontinuierlich so weiter gehen. Wir alle sind gefordert und das Ausbautempo muss dringend erhöht werden.
Dr. Buijzen hatte einen Youtube-Tipp zum Thema Klimawandel und empfahl allen, sich ein Video mit Prof. Lesch anzusehen. Für Interessierte haben wir es direkt an diese Stelle kopiert.
Nachdem der Klimamanager also die wissenschaftlichen Fakten aufgezeigt hatte, ging’s mit dem Vortrag von Stephanie Düker vom Genoverband e.V. in die Praxis. Sie berichtete davon, was man wissen sollte, wenn man eine Genossenschaft gründet und erläuterte auch nachvollziehbar alle notwendigen Schritte.
Energiewende.Mit.Gestalten
Der Untertitel ihres Vortrags lautete: Energiegenossenschaften als Treiber der Energiewende und war somit die logische Fortführung der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass wir das Ausbautempo dringend erhöhen müssen. Wir erfuhren alles über die Vorteile und Gestaltungsmöglichkeiten einer Genossenschaft und lernten, dass Genossenschaften insgesamt ein hohes Ansehen und Vertrauen genießen. Dies ist nicht zuletzt zurückzuführen auf genossenschaftliche Werte wie Selbstverantwortung, Solidarität, Transparenz, Gleichberechtigung und Regionalität, um nur einige zu nennen. Es sind sieben Schritte von der Idee bis zur Gründung – Stephanie Düker erläuterte sie alle und zeigte damit: Es ist kein Hexenwerk, eine funktionierende Genossenschaft auf die Beine zu stellen. Das letzte Drittel ihres Vortrags bezog sich dann auf die Energiegenossenschaften im Besonderen, von denen es in den letzten Jahren immer mehr gibt. Seit 2006 wurden im Bereich Erneuerbare Energien bereits 914 Bürgergenossenschaften gegründet und es werden monatlich mehr.
In unserem Umkreis gibt es bereits Energiegenossenschaften in Kaarst, Wachtendonk, Sonsbeck, in Straelen, Ratingen, Erkelenz, Bergisch Gladbach. Hoffentlich ja auch bald in Schwalmtal?
Der dritte Redner des Abends war Magnus Rembold. Er war aus der Nähe von Stuttgart zu uns gekommen und berichtete von seiner Mitgliedschaft in einer Bürgerenergiegenossenschaft, die er zugleich mit seiner selbstgeschriebenen Software und eigens entwickelten Plattform ‚Organisator‘ unterstützt.
„Energie selbst produzieren – es macht einen stolz, wenn man das tut.“
Sein lebendiger Vortrag war so inspirierend wie motivierend. Vor allem zeigte er eins: die Menschen wollen Genossenschaften, sie wollen sich beteiligen, sie wollen mitmachen, sich solidarisieren, ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Magnus Rembold konnte berichten, dass die Vorarbeit – also die Entwicklung der Organisation: „wie wollen wir als Gemeinde zusammenarbeiten?“ – am Anfang das Wichtigste sei. Wenn man die Aufgaben sinnvoll verteilt und die Expertise vieler mit einbindet und vor allem eine transparente Öffentlichkeitsarbeit gestaltet, wird die Genossenschaft kontinuierlich wachsen. Wo immer die Genossenschaft aufträte, würde man neue Mitglieder gewinnen.
Gemeinsam sind wir stark
Magnus Rembold hat gemeinsam mit anderen auch die Bürgersolaroffensive gegründet. Eine Idee, die helfen soll, 100te neue Bürgerenergiegenossenschaften zu gründen und miteinander zu vernetzen. Denn soviel haben wir verstanden an diesem Grünen Montag in Vogelsrath: Nur gemeinsam können wir es schaffen und gemeinsam sind wir effektiver.
Wie Magnus Rembold selbst den Abend bei uns zusammenfasst, könnt ihr hier bei der Bürgersolaroffensive nachlesen.
In der sich anschließenden Diskussion überwog die Meinung, dass bei einer Beteiligung an einer solchen Genossenschaft nicht die monetäre Rendite das Wichtigste sei. Viel wichtiger wäre es doch, sich aktiv an der Stromversorgung der Gemeinde zu beteiligen und somit nachhaltig etwas für unsere Zukunft zu tun. So sagte ein Gast:
„Ich kann äußerst sinnvoll investieren und meinen Enkeln noch etwas für ihre Zukunft mitgeben.“
Es lag sehr viel positive Energie in der Luft. Uns ermutigt dieser Abend, das Thema Bürgerenergiegenossenschaft mit Nachdruck weiterzuverfolgen.
Ein dickes Dankeschön an alle!
Fotos: Werner Lüders