Unser letzter Grüner Montag widmete sich dem Thema Bürgerenergie-Genossenschaft. Das Interesse war groß. „Es lag sehr viel positive Energie in der Luft. Uns ermutigt dieser Abend, das Thema Bürgerenergiegenossenschaft mit Nachdruck weiterzuverfolgen.“ So endete damals unser Bericht über den Abend.
Von Nachdruck ist in unserer Gemeinde in Sachen Bürgerenergie aber leider noch nicht viel zu spüren, dabei wäre eine solche Bürgerenergiegenossenschaft für Schwalmtal in diesen Zeiten des Klimawandels und der Notwendigkeit nachhaltiger Energiequellen von unschätzbarem Wert. Für den Klimaschutz, für die Gemeindekasse, für die Kontostände aller Beteiligten und vor allem aber auch für das gute Gefühl aller Genossenschaftsmitglieder.
Die wichtigsten Vorteile von Bürgerenergieprojekten hatten wir beim Grünen Montag schon herausgearbeitet:
- Klimaschutz: Durch die Nutzung erneuerbarer Energien werden CO₂-Emissionen reduziert, was einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet.
- Regionale Wertschöpfung: Die Gewinne aus den Energieprojekten bleiben in der Region und fließen zurück in die lokale Wirtschaft.
- Partizipation und Gemeinschaftssinn: Die Bürger können sich aktiv an den Projekten beteiligen und profitieren direkt von den Erträgen. Dies stärkt den Gemeinschaftssinn und das Engagement der Bürger.
- Finanzielle Unabhängigkeit: Gemeinden können durch eigene Energieprojekte finanzielle Mittel generieren, die in verschiedene Bereiche wie Bildung, Infrastruktur und soziale Projekte investiert werden können.
- Stabile Energiepreise: Lokale Energieproduktion kann zu stabileren und oft günstigeren Energiepreisen für die Bürger führen.
Wir haben heute mal über unseren kommunalen Tellerrand geblickt: Was machen andere eher kleine Gemeinden? Ein paar ausgesprochen beeindruckende Erfolgsmodelle stellen wir heute vor:
Wilpoldsried: Ein Leuchtturmprojekt der Bürgerenergie
Wilpoldsried, eine kleine Gemeinde im Allgäu, ist ein Paradebeispiel dafür, wie erfolgreich Bürgerenergieprojekte sein können. Bereits seit den 1990er Jahren hat sich die Gemeinde das Ziel gesetzt, mehr Energie zu erzeugen, als sie verbraucht. Heute produziert Wilpoldsried mehr als das Dreifache des eigenen Energiebedarfs durch erneuerbare Energien. Dies wurde durch eine Vielzahl von Maßnahmen erreicht, darunter:
- Photovoltaikanlagen auf öffentlichen und privaten Gebäuden
- Windkraftanlagen in Gemeindebesitz
- Biogasanlagen, die organische Abfälle nutzen
- Wasserkraftanlagen an kleinen Flüssen
Diese Maßnahmen haben nicht nur zur Reduktion von CO₂-Emissionen beigetragen, sondern auch zu einer finanziellen Stärkung der Gemeinde. Die Einnahmen aus den Energieprojekten fließen zurück in die Gemeindekasse und ermöglichen Investitionen in Infrastruktur, Bildung und soziale Projekte. Mehr über Wilpoldsried findet ihr hier.
Erfolg durch Kooperation in Feldheim, Brandenburg
Feldheim, ein kleines Dorf in Brandenburg, hat sich ebenfalls zu einer Vorzeigegemeinde in Sachen Bürgerenergie entwickelt. Durch die Gründung einer eigenen Energiegenossenschaft und die Investition in Windkraft, Biogas und Solarenergie ist Feldheim heute energieautark. Die Bürger profitieren von niedrigen Energiepreisen und die Gemeinde hat durch den Verkauf von überschüssiger Energie zusätzliche Einnahmen generiert. Infos zum Projekt und zur Gemeinde Feldheim findet ihr hier.
Klimakommune Saerbeck
Bereits 2011 (!) wurde die Bürgerenergiegenossenschaft „Energie für Saerbeck eG“ gegründet. Sie ist heute ein Vorzeigeprojekt für Bürgerenergie. Der Bioenergiepark Saerbeck, der auf einem ehemaligen Bundeswehrgelände errichtet wurde, produziert heute viermal mehr Energie, als die Gemeinde selbst benötigt. Das Projekt umfasst Solaranlagen, Windkraftanlagen und Biogasanlagen und hat die CO₂-Emissionen der Gemeinde um fast 40 % reduziert. Vor einigen Jahren haben wir die nachhaltige Gemeinde Saerbeck besucht.
Die Bürgerenergiegenossenschaft ist ein Paradebeispiel für erfolgreiche Bürgerbeteiligung. Über 400 Mitglieder, darunter viele lokale Investoren, sind an den Projekten beteiligt. Durch die gemeinschaftliche Finanzierung und den Betrieb der Anlagen profitieren sowohl die Bürger als auch die Kommune finanziell und ökologisch von den Projekten. Weitere Informationen zur Energiegenossenschaft in Saerbeck findet ihr hier.
Wegweisende Beispiele
Dies sind nur drei Beispiele, es gibt mittlerweile viele weitere erfolgreiche Bürgerenergiegenossenschaften im Land. Beispiele, die eindrucksvoll zeigen, wie erfolgreich Bürgerenergieprojekte sein können. Sie sind nicht nur ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel, sondern auch ein Motor für lokale Entwicklung und Partizipation. Und die Beispiele zeigen, dass sich ein Blick über den Tellerrand lohnt. Wir können und sollten uns ein Beispiel nehmen. Schwalmtal muss das Rad nicht neu erfinden. Wir müssen nur tun, was andere vor uns auch schon erfolgreich getan haben: Visionär und entschlossen die Zukunft gestalten.
In diesem Sinne: Gemeinsam können wir unsere Gemeinde nachhaltiger, lebenswerter und wirtschaftlich stärker machen und gleichzeitig einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten.