Am 18. August 2020 stellten wir an den damaligen Bürgermeister Michael Pesch die folgende Anfrage:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Rat der Gemeinde Schwalmtal bittet Sie, folgende Anfrage zu beantworten.
In den letzten Jahren hat es zunehmend extreme Wetterereignisse, auch in Schwalmtal, gegeben. Der Sturm Friederike und der Tornado im Jahr 2018, der dritte Dürresommer in Folge, der Wald- und Moorbrand im Grenzgebiet zu den Niederlanden. Der Klimawandel macht vor Schwalmtal nicht halt und belastet unsere Gemeinde mit enormen Folgekosten.Hierzu haben wir Fragen:
- Wie hat sich der Grundwasserspiegel in den letzten zehn Jahren verändert?
- Wie viele Brunnen, mit einer Tiefe von mehr als 20m, 30m, gibt es heute im Gebiet der Gemeinde Schwalmtal und vor 10 Jahren?
- Wie viele Brunnen werden in Schwalmtal privat und landwirtschaftlich betrieben, und wie hat sich deren Zahl in den letzten zehn Jahren verändert?
- Wie hoch sind die Kosten des Bauhofs für die Bewässerung von Bäumen und Beeten und die Beseitigung von Sturmschäden in den letzten fünf Jahren?
- Es ist offensichtlich, dass etliche Bäume im Gemeindegebiet bereits massiv unter den Klima Folgeschäden leiden. Wie will die Gemeinde deren Bewässerung sicherstellen? Wie und durch welche Bäume sollen die durch mangelnde Bewässerung (z.B. Dilkrath) bereits abgestorbenen Pflanzen ersetzt werden?
- Die Schwalmtaler Feuerwehr nimmt regelmäßig an Brandwachen in unseren Wäldern teil. Mit welchen Fahrzeugen erfolgt dies, und ist es kurzfristig nötig, die Feuerwehr mit spezifischen Brandwachen-Fahrzeugen auszurüsten? Wie viele Feuerwehreinsätze gab es in den letzten fünf Jahren wegen Wald- und Flächenbränden sowie Sturmereignissen?
- Gibt es ausreichend Löschwasserentnahmestellen im Gebiet der Gemeinde und kann dort genügend Wasser gefördert werden?
- Wieviel Wald ist im Gemeindegebiet in den letzten zehn Jahren durch Versiegelung (Baumaßnahmen), Stürme und Schäden durch Trockenheit, prozentual verloren gegangen?
Uns ist bewusst, dass ein Teil der Fragen nur in Zusammenarbeit mit dem Kreis Viersen beantwortet werden kann.
Auf die folgenden Antworten auf unsere Fragen mussten wir lange warten – am 14. Januar 2021 wurden sie uns übermittelt. Da es überwiegend Antworten von zuständigen Behörden sind, hatte die Einholung dieser Stellungnahmen insgesamt so lange gedauert.
Auf die Frage 1: Wie hat sich der Grundwasserspiegel in den letzten zehn Jahren verändert? antwortet der Erftverband:
„Auswertungen der Grundwasserstandsentwicklung im gesamten Tätigkeitsgebiet des Erftverbandes zeigen, dass mit dne derzeit tiefen Grundwasserständen vielfach das niedrige Grundwasserstandsniveau von Mitte/Ende der 1990er Jahre (zum Teil auch Anfang der 1990er Jahre) erreicht oder schon unterschritten worden ist. In den meisten Regionen sind dabei die historischen Tiefstände aus den 1970er Jahren nicht erreicht worden. Diese Aussage lässt sich auch weitestgehend auf der Gebiet der Gemeinde Schwalmtal übertragen.“
Es folgen weitere Erläuterungen zu den Ganglinien* diverser Messtellen und ein Ausblick auf die Entwicklung der Grundwasserstände:
„Auswertungen des Erftverbandes zur zeitlichen Entwicklung der Grundwasserneubildung im gesamten Tätigkeitsgebiet zeigen, dass die letzten drei Jahre von deiner deutlich unterdurchschnittlichen Grundwasserneubildung (70-75 % des langjährigen Mittels) gekennzeichnet waren. […] Ein deutlicher Anstieg des Grundwasserstandsniveaus würde eine überdurchschnittliche Grundwasserneubildung über mehrere Jahre voraussetzen.“
*Beispiele für Ganglinien PDF1 | PDF2 | PDF3
Frage 2 Wie viele Brunnen, mit einer Tiefe von mehr als 20m, 30m, gibt es heute im Gebiet der Gemeinde Schwalmtal und vor 10 Jahren? beantwortete der Kreis Viersen mit folgender Stellungnahme:
„Die Tiefe der privaten sowie der landwirtschaftlichen Brunnen beträgt ca. 15 bis 25 m. Die Entnahme erfolgt aus dem 1.Grundwasserleiter. Bis zum Jahr 2010 gab es insgesamt 53 Brunnen mit dieser Tiefe. Im Zeitraum 2020 stieg diese Zahl auf insgesamt 152 Brunnen (60 pirvate Gartenbrunnen + 92 landwirtschaftliche Brunnen).“
Frage 3 Wie viele Brunnen werden in Schwalmtal privat und landwirtschaftlich betrieben, und wie hat sich deren Zahl in den letzten zehn Jahren verändert? beantwortete ebenfalls der Kreis Viersen und wiederholte dabei die Angaben aus der Antwort auf Frage 2. Die Antworten auf die Fragen 2 und 3 beziehen sich auf die Zahl der offiziell genehmigten Brunnen.
Die Antwort auf Frage 4 nach den Kosten des Bauhofs für die Bewässerung von Bäumen und Beeten und die Beseitigung von Sturmschäden in den letzten fünf Jahren kam von den Schwalmtalwerken. Danach haben sich der Aufwand für die Beseitung von Sturmschäden deutlich erhöht.
Jahr 2015 89 Stunden, 5461,50 €
Jahr 2016 54,5 Stunden, 3.427,64 €
Jahr 2017 66,5 Stunden, 4.104,90 €
Jahr 2018 959,75 Stunden, 61.098,29 €
Jahr 2019 437 Stunden, 27.878,02 €
Jahr 2020 264 Stunden, 19.463,06 € (1. Halbjahr)Die Kosten für die Bewässerung von Bäumen und Beeten können nicht ermittelt werden, da hierfür keine separaten Aufträge erteilt werden. Sie werden mit der „Pflege vonStraßen- und Begleitgrün“ abgerechnet.
Es ist offensichtlich, dass etliche Bäume im Gemeindegebiet bereits massiv unter den Klima Folgeschäden leiden. Wie will die Gemeinde deren Bewässerung sicherstellen? Wie und durch welche Bäume sollen die durch mangelnde Bewässerung (z.B. Dilkrath) bereits abgestorbenen Pflanzen ersetzt werden? So lautete unsere 5. Frage, wozu die Verwaltung folgendes schrieb:
„In den letzten zwei Jahren wurden ca. 500 Wassersäcke durch die Gemeinde gekauft, um die Bewässerung einzelner Bäume zu gewährleisten. Die Anzahl wird, sofern es die Situation erfordert, noch erhöht. Im Bereich Dilkrath sind in der Vergangenheit acht Bäume durch mangelnde Bewässerung abgestorben. Es ist vorgesehen, diese durch Ahornbäume zu ersetzen. Gleiches gilt für andere Bereiche. Abgestorbene Bereiche sollen grundsätzlich durch geeignete Ersatzbepflanzung ersetzt werden.“
Ebenfalls hat Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Niederrhein zu unserer Frage Stellung genommen:
„In den meisten Wäldern der Gemeinde Schwalmtal findet man heutzutage Laubbäume. Diese kommen mit den vorhandenen Bedingungen (Boden, Wasser) trotz der letzten trockenen Jahre aktuell noch gut zurecht. Bäume, die ursprünglich aus wirtschaftlichen Gründen, wie z.B. Fichte, auf dafür nicht geeigneten Standorten gepflanz worden sind, sind durch die Trockenheit fast komplett verschwunden. Auch einige Laubbäume, die wesentlich frischere Standorte brauchen, wie z.B. Bergahorn kommen mit den gegebenen Bedingungen nicht mehr gut zurecht. Vor diesem Hintergrund werden jetzt freientstandende Waldflächen mit Bäumen bepflanzt, die in der Zukunft mit den veränderten Bedingungen (Mangel an Wasser) besser zurechtkommen. Es werden in erster Linie Stiel- oder Traubeneichen, Hainbuchen, Vogelkirschen außerhalb der Naturschutzgebiete auch Roteiche oder europäische Lärche gepflanzt. Diese Baumarten haben sich in der Vergangenheit widerstandsfähig gegenüber der Trockenheit gezeigt.“
Und das sagt die Freiwillige Feuerwehr Schwalmal zu unserer Frage mit der Nummer 6: Die Schwalmtaler Feuerwehr nimmt regelmäßig an Brandwachen in unseren Wäldern teil. Mit welchen Fahrzeugen erfolgt dies, und ist es kurzfristig nötig, die Feuerwehr mit spezifischen Brandwachen-Fahrzeugen auszurüsten? Wie viele Feuerwehreinsätze gab es in den letzten fünf Jahren wegen Wald- und Flächenbränden sowie Sturmereignissen?
„Ein Waldbrandstreifenfahrzeug ist bei der Feuerwehr Schwalmtal zunächst nicht geplant, da wir keine Waldbrandstreifen in Schwalmtal durchführen. Wir unterstützen die Nachbarkommunen in Niederkrüchten und Brüggen.“
Weiter heißt es, in 2016 und 2017 seien keine Streifen durch die Feuerwehr Schwalmtal durchgeführt worden, in 2018 waren es 23 Waldnbrandstreifen, in 2019 und 2020 wiederum keine.
„In dem angefragten Zeitraum gab es insgesamt 17 Vegetationsbrände, davon 1 größerer Waldnbrand über mehrere Tage (Niederkrüchten), 4 kleinere Waldbrände sowie 12 Flächenbrände (Hecken und Wiesenflächen.) Insgesamt wurden 55 Einsätze in Verbindung mit Sturm- oder Unwetterereignissen abgearbeitet.“
Frage 7: Gibt es ausreichend Löschwasserentnahmestellen im Gebiet der Gemeinde und kann dort genügend Wasser gefördert werden?
Eine Antwort kam von der Freiwilligen Feuerwehr:
„Erfahrungsgemäß haben wir gerade in den Randgebieten Probleme mit deiner ausreichenden Löschwasserversorgung. Aus diesem Grund versuchen wir als Feuerwehr mit dem ‚Anhänger Pumpe‘ und den vorhandenen Brunnen Abhilfe zu schaffen. In Schwalmtal ist die AöR für eine ausreichende Löschwasserversorgung zuständig.“
Die Schwalmtalwerke nahmen ebenfalls Stellung:
„Nach dem vom Rat der Gemeinde Schwalmtal am 12.12.2017 beschlossenen Wasserversorgungskonzept ist die Bereitstellung von Löschwasser durch das Verteilnetz nach den Vorgaben des DVGW Arbeitsblattes W405 gewährleistet, ohne dass es Stagnationsprobleme in den Leitungen gibt. Nichtsdestotrotz kann es jedoch in einzelnen Außenbreichen dazu ommen, dass nicht dauerhaft die Menge von 48 Kubikmeter Wasser pro Stunde zur Verfügung stehen. Bei der Sicherstellung der Löschwasserversorgung durch das Trinkwassernetz ist grundsätzlich auch die hygienisch einwandfreie Beschaffenheit des Trinkwassers zu beachten. Dies kann ggfs. zu Konflikten führen.“
Unsere letzte Frage lautete: Wieviel Wald ist im Gemeindegebiet in den letzten zehn Jahren durch Versiegelung (Baumaßnahmen), Stürme und Schäden durch Trockenheit, prozentual verloren gegangen?
„Zur Durchführung von Baumaßnahmen sind im Zuge des Bebauungsplanverfahrens Wa/64 ‚Gewerbefläche südöstlich Industriestraße‘ ungefähr 4000 qm FEldgehölz gerodet worden. Gegenüberzustellen sind allerdings neue Feldgehölze in einer Größenordnung von etwa 5000 qm, die als Kompensationsmaßnahmen innerhalb der nächsten zwei Jahre aufgeforstet werden.“
Erwähnt wurde auch, dass auf dem ehemaligenSportplatz Happelter eine Fläche von etwa 9500 qm aufgeforstet wurde.
Vom Regionalforstamt Niederrhein kam diese Stellungnahme:
„[…] Der Verlust der Waldfläche durch Stürme und Schäden durch Trockenheit bedarf einer differenzierten Darstellung. In der Regel gehen Waldflächen im Sinne des Gesetzes nicht durch Kalamitäten verloren, sondern hier wird „nur“ die Bestockung negativ beeinträchtigt. Auch eine Waldfläche, die duch Kalamität derzeit unbestockt ist, ist Wald im Sinne des Gesetzes. Duchr Wiederaufforstungen und/oder Naturverjüngung werden diese Flächen wiederbewaldet. Bis der Wald wieder seine vollen Funktionen entfaltenkann, braucht es jedoch Jahrzehnte. […] Aus den obengenannten Gründen kann keine konkrete prozentuale Zahl ermittelt werden.“